Die Tränen am Kreuzweg
Die Kinder haben das Mitleid Gottes
Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem,
weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!
Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?” (Lk 23,28)
Ganz zu Beginn seines Erlöserlebens erweist der Herr dem ungeborenen Johannes und seiner Mutter Elisabet durch den Dienst seiner Mutter Maria übergroße Gnade und Erbarmen und schenkt den Heiligen Geist.
Am Ende seines Erlöserweges, unter der Last des Kreuzes und zerschlagen unter der Sündenschuld – gilt das Mitleid und Erbarmen Jesu noch einmal in erschütternder Weise den Kindern.
Impuls: Tag 09
Wir leben heute in gewisser Weise auch in jenen Tagen, von denen der Herr zu den weinenden Frauen von Jerusalem gesprochen hat, in den Tagen, die voller “Unfruchtbarkeit” sind, in denen die Unfruchtbarkeit sogar mehr gepriesen und erstrebt wird, als eine Schwangerschaft, die sogar in vielfältiger Weise fast mehr wie eine Art “Krankheit” behandelt und “beseitigt” wird.
Wir leben in Tagen, in denen die Unfruchtbarkeit oft mehr gepriesen wird, als Schwangerschaft, Geburt und die liebende Sorge für die Kinder.
Was für eine Welt, die das Leben so sehr verachtet – das Leben am Beginn und das Leben am Ende! Jesus sagt, dass es in der Folge einen Lebensüberdruss, ja eine Lebensverneinung ergibt, die dann die Schöpfung sogar einlädt, den Tod zu verursachen, die sich wünscht, dass die Berge die Abgründe unserer Frevel zudecken mögen und die Hügel verbergen sollen, was wir nicht mehr ertragen können.
Wir leben in einer Welt, die das Leben verachtet und immer mehr in eine subtilen Todessehnsucht verfällt, die sich dem Rausch des Konsums, der Betäubung, der Vergnügungen und Ablenkungen hingibt, weil sie die Realität nicht mehr erträgt.
Jesu Erbarmen gilt sogar unter der Kreuzeslast voll Liebe und Mitleid den Kindern, die er während seiner Verkündigung immer neu gesegnet hat, die er zu sich rief, die er so gerne bei sich hatte und die er als Beispiel für die rechte Herzenshaltung der Gotteskinder in die Mitte stellte. (Mt 18,2; Mk 9,36. 10,16)
Wie groß ist die Sorge und die Liebe Gottes für die Kleinen, wenn wir in der Heiligen Schrift lesen:
Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.” (Ps 68,6)
“Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.” (Ps 146,9)
“Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!” (Jes 1,17)
Waisenkinder – niemals gab es soviele Waisenkinder, wie in unserer Zeit! Im Besonderen kann man hier die Waisenkinder sehen, die „Völker im Eis“ (siehe Tag 6), die eingefrorenen Embryonen, die weltweit zwischen Leben und Tod in einer seltsamen „Zwischenwelt“ gefangen sind und wohl Eltern haben und doch keine Eltern haben, die „gespendet“ und „adoptiert“ werden können, oder völlig vergessen, wenn nicht gar für die Forschung missbraucht werden.
Das Leiden des Herrn wäre umsonst, wenn wir die Erlösung nicht annehmen und wirksam werden lassen – für uns und unsere Kinder. Darum ist es ein Gebot der Liebe, dass wir um diese Erlösergnade bitten – besonders auch für die, die sie selbst nicht erbitten können, weil sie noch zu klein, zu schwach, zu krank … sind. Als getaufte Kinder Gottes ist uns das Privileg geschenkt, dass wir im Sakrament das ewige Heil und die besondere Liebe Gottes empfangen dürfen. Das ist nicht nur eine Gnade für uns, sondern auch eine Verpflichtung und ein Auftrag, dieses Geschenk der Gnade weiter zu tragen und wie im Evangelium auch stellvertretend für die zu erflehen, die es selbst nicht können (vgl. Mt 9,2. 32; 19,13; Mk 1,32; 2,3, 7,32, 5,21-42)
Darum bitten wir (z.B.) im Rosenkranz für die Kleinsten um diese Gnade der Erlösung durch Kreuz und Auferstehung durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist und im Blut des Lammes Gottes.
Es darf uns eine bleibende Herzenshaltung werden, in der wir immer neu daran erinnert sind, dass es Tränen gibt, die vor Gott eine besonders kostbare Opfergabe sein können, weil der Herr selbst ihnen eine besondere Bedeutung und Gnade schenkte.
Wo immer Menschen voll Erbarmen und Mitleid der Kleinsten gedenken – der Kinder – da leuchtet auch das Wort Jesu am Kreuzweg auf, der selbst voll Mitleid und Erbarmen um diese Tränen und diese Liebe für die Kinder bat, als er die letzten Schritte des Erlöserweges zum Kreuzestod wankte.
JESUS erfleht in den letzten Stunden seines Erlösungsweges besonders für die Kleinsten Mitleid und Erbarmen.
Mit diesem großen Flehen des Herrn um Mitleid und Erbarmen für die Kinder und Familien beginnt der Rosenkranz für die Kleinsten – nachdem Lob, das immer vor der Bitte stehen darf, weil Gott immer allen Lobes würdig ist und zuerst die Anbetung und der Dank stehen dürfen, bevor wir bitten.
Mit Maria und inmitten der Kirche Gottes sind wir berufen, die heilige Mutterschaft und Vaterschaft auch denen zu schenken, die als verstoßene, verlassene, vergessene Waisenkinder das Mitleid Gottes erregen.
Die Vaterliebe Gottes darf in der Mutterliebe der Kirche auch in uns ein Echo finden, so dass wir uns voll Mitgefühl der Kleinsten erbarmen und für sie eintreten – in Wort und Tat, in Opferbereitschaft und Gebet.
Papst Johannes Paul II. schreibt in seiner Enzyklika EVANGELIUM VITAE:
unter 5. …
fundamentale Recht auf Leben wird heute bei einer großen Zahl schwacher und wehrloser Menschen,
wie es insbesondere die ungeborenen Kinder sind, mit Füßen getreten.
Nr. 103
Die geistige Mutterschaft der Kirche — auch dessen ist sich die Kirche bewußt — verwirklicht sich nur inmitten der Schmerzen und »Geburtswehen« (Offb 12, 2), d.h. in der ewigen Auseinandersetzung mit den Kräften des Bösen, die die Welt auch weiterhin überziehen und im Widerstand gegen Christus das Herz der Menschen markieren: »In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt« (Joh 1, 4-5).
Wie die Kirche, so mußte auch Maria ihre Mutterschaft im Zeichen des Leidens leben: »Dieser… wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen« (Lk 2, 34-35).
Hervorhebung durch die Autoren
Wir beten für die Kleinsten, denen das große Mitleid des Herrn noch unter der Last des Kreuzes galt
und bitten Maria um ihre Fürsprache mit dem Gebet des sel. Papst Johannes Paul II.
O Maria,
Morgenröte der neuen Welt,
Mutter der Lebendigen,
Dir vertrauen wir die Sache des Lebens an:
o Mutter, blicke auf die grenzenlose Zahl
von Kindern, denen verwehrt wird,
geboren zu werden,
von Armen, die es schwer haben zu leben,
von Männern und Frauen,
die Opfer unmenschlicher Gewalt wurden,
von Alten und Kranken,
die aus Gleichgültigkeit
oder angeblichem Mitleid getötet wurden.
Bewirke, daß alle,
die an deinen Sohn glauben,
den Menschen unserer Zeit
mit Freimut und Liebe
das Evangelium vom Leben verkünden können.
Vermittle ihnen die Gnade, es anzunehmen
als je neues Geschenk
die Freude, es über ihr ganzes Dasein hinweg
in Dankbarkeit zu feiern,
und den Mut, es mit mühseliger Ausdauer
zu bezeugen,
um zusammen mit allen Menschen
guten Willens
die Zivilisation der Wahrheit und der Liebe
zu errichten,
zum Lob und zur Herrlichkeit Gottes,
des Schöpfers und Freundes des Lebens.
(Gebet am Ende der Enzyklika EVANGELIUM VITAE, Papst Johannes Paul II:)
Mit diesen Impulsen laden wir in diesen “33 Tagen für das Leben” ein, den “Babyrosenkranz” zu beten, dasGebet zu den Heiligen Engeln, das Veni Sancte Spiritus (f.d. Ungeborenen), oder auch den unersetzlichen Rosenkranz, das Vaterunser oder andere Gebete, mit denen wir vor Gottes Angesicht um Erbarmen und um die Fülle der Erlösungsgnade und um Heil flehen wollen.
Gott segne Sie!
Im Gebet verbunden – Ihr ProMinimis-Redaktionsteam