Das Ave Maria – mehr als fromme Worte
Die Verheißung der Geburt Jesu
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt.Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. (Lk 1,26-28)
Wie oft haben wir das Ave Maria schon gebetet? Wie oft wird es kritisiert und missverstanden. Wie oft haben wir schon im Rosenkranzgebet das Ave Maria wiederholt? „Gegrüßet seist Du Maria …“
Es ist weit mehr als nur ein Grußwort, denn es trägt den Glanz des Wortes Gottes, das Welten schafft und lebendig ist.
Impuls: Tag 10
Für eine Kinderrosenkranzvorbereitung fragte Jemand, wie man denn Kindern erklären könnte, was dieses Gebet meint. Was bedeutet z.B. im Ave das: „Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.“
Es war in aller Einfachheit doch so kostbar, ergreifend und berührend, zu sehen, wie Kinder reagieren, wenn man ihnen erklärt, dass wenn wir das Ave beten, wir etwas ganz Besonderes tun dürfen: Wir dürfen so sprechen, wie ein Engel gesprochen hat – und dann noch mehr (dazu im nächsten Impuls die Fortsetzung).
Wir dürfen etwas sagen, beten, aussprechen, denken, im Herzen bewegen, wofür Gott einen einzigen Engel beauftragt hat, der seit Ewigkeit für diesen unfassbaren Dienst bestimmt war.
Wir dürfen Worte wiederholen, für die Gott einen Heiligen Engel erwählt hat, der würdig und mächtig, strahlend und heilig dieses kostbare Gotteswort ehrfürchtig tragen und verkünden durfte.
Wir dürfen sprechen, was einem Heiligen Engel anvertraut wurde.
Wir dürfen etwas tun, was ein Heiliger Engel tun durfte.
Wir dürfen tragen, was ein Heiliger Engel voll Jubel und Staunen, voll Ehrfurcht und in tiefer Anbetung vom Himmel zur Erde begleitet hat: Das göttliche Wort!
Wir dürfen zu Gott sprechen – mit dem Wort Gottes selbst.
Diese heiligen Worte des Verkündigungsevangeliums, die wir wiederholen, sind die Worte, die Himmel und Erde verändert haben.
Es sind die heiligen Worte, bei denen der Himmel in heiligster Erwartung auf die Knie fiel und auf die Antwort eines Menschenkindes wartete, in das Gott die Hoffnung der ganzen Ewigkeit legte!
Diese Worte, in all ihrer Schlichtheit, in die Stille der Kammer in Nazareth gesprochen, in die Keuschheit und Reinheit, in das hörende Herz, in das auf Gott horchende Herz, … dürfen wir hinein sprechen in diese Welt, in das Heute, Hier und Jetzt!
Diese Worte, die in ihrer Gewalt einen Engel als Träger suchten, dürfen von uns weiter getragen sein.
Diese Worte, in denen das WORT GOTTES – ER, DER von SICH sagt, dass ER das Wort ist, herab steigen will – dürfen in uns lebendig sein, gesprochen, dürfen wachsen, immer mehr auch uns gleichsam „in Fleisch und Blut übergehen“, dass wir Zeugen sind …!
Es sind heilige Worte, die nicht nur einfach belanglos gesprochen werden, sondern lebendig sind, so lebendig, weil sie aus dem LEBENDIGEN kommen, DER allen Tod vernichten möchte – wenn das Menschenkind nur ja sagt!
Heilige Worte, die die gesamte Geschichte der gebrochenen Schöpfung verändert haben und auch heute verändern wollen, denn in ihnen ist Gott Mensch geworden, Erlöser, Heiland und Retter.
Heilige Worte, die so sehr wirklich Leben sind, dass sie im GEIST den SOHN aus der Liebe des VATERS zeugen und er sich in die menschliche Gebrochenheit neigt, um uns zur Freiheit der Kinder GOTTES zu führen.
Heilige, leuchtende Worte, die GOTT spricht, um das Nein des Menschen im Ja des Menschen – vom Tod zum Leben zu führen.
Heilige, leuchtende Worte, die GOTT spricht, um aus dem Horchen zum Ge-horchen – aus dem Tod zum Leben – aus der Verlorenheit zur Kindheit zu führen.
Heilige, leuchtende Worte, die GOTT spricht, Worte im Mund eines Engels in der Vollmacht des dreifaltigen GOTTES – die auf unsere Lippen gelegt sein wollen und von uns wiederholt, gesprochen, verkündet, gebetet, … sin dürfen!
Der Himmel hält gleichsam den Atem an!
Das Licht des Himmels, aus dem Herzen GOTTES bündelt sich gleichsam in diesen Worten, die alles wandeln wollen, die heimführen wollen, heilen, reinigen, erhöhen, … wie in jenem heiligsten Augenblick, in dem der Heilige Engel Maria die Botschaft brachte.
Weil sie „Ja!“ gesagt hat – hat das Licht der Welt das Dunkel erhellt.
Weil sie „JA!“ gesagt hat – hat sich alles geändert, als das WORT Fleisch annahm in Maria!
Wir dürfen das Wort des Engels sprechen, das gleichsam das heilige Portal geöffnet hat, durch das der Herr im verborgenen Glanz seiner Herrlichkeit und in der unfassbaren, göttlichen Liebe in diese Weltnacht eingetreten ist.
Wir dürfen das Wort sprechen, dürfen all unsere Not und die Welt, in der wir leben, hinein tauchen in das Leuchten jenes heiligen Augenblicks, der alles geändert hat.
Ahnen wir etwas von dem Leuchtfeuer der Gnade, von dem Strom der Gnade, von dem Feuer der Liebe GOTTES, von dieser ewigen Glut, die in diesen heiligen Worten aufbrechen?
Ahnen wir, was wir tun dürfen, wenn wir mit all unseren Anliegen, mit der ganzen Dunkelheit unserer Zeit in den Augenblick eintreten dürfen, der erhellt ist vom LICHT DER WELT – von der Ankunft des Erlösers?
Ahnen wir, dass wir in einem schlichten Gebet mit unserer Wirklichkeit des Heute in den Glanz des gnadenvollen Augenblicks eintreten dürfen, in dem Gott Mensch wurde?
Was ein Heiliger Engel – in Gottes Namen – voll bebender Ehrfurcht tragen und künden durfte – das dürfen auch wir sprechen und beten, künden und hinein rufen in diese Welt.
Diese heiligen Worte dürfen wir nun in den Mund nehmen, in unserem Herzen Einlass gewähren und weiter schenken!
GOTTESWORT in Engelsmund – nun in unserem Herzen und auf unseren Lippen!
Wie mächtig ist es doch, wenn wir jemandem versprechen: „Ich bet‘ für Dich ein Ave!“
Es mag vielleicht nicht sofort sichtbar sein – wie auch bei Maria das WORT nicht sofort sichtbar war, aber dennoch gegenwärtig und wachsend in ihrem heiligsten Leib und bereits zum Segen wie bei Elisabet und Johannes.
Für jemanden zu beten und ein Ave zu sprechen, das ist, als ob man ihn in jenen Lichtglanz stellt, der diesen heiligen Augenblick der Menschwerdung Gottes zum Heil aller Welt erfüllte.
Für jemanden zu beten und ein Ave zu sprechen, das ist, als ob man um die Not und die Freude, um jede Situation einen kostbaren Mantel der strahlenden Gnadenfülle legt, als ob man alles hinein taucht in den heiligen Augenblick, in dem Gott Mensch wurde, damit der Mensch wieder zu Gott zurück finden kann.
Was für eine Gnade – ein einziges „Ave“ – schon der erste Satz davon!
(© Michaela Voss – aus einem Vortrag zum Rosenkranzgebet)
Papst Johannes Paul II. schreibt in seinem Apostolischen Schreiben ROSARIUM VIRGINIS MARIAE
ERSTES KAPITEL
MIT MARIA CHRISTUS BETRACHTEN
Ein Antlitz, leuchtend wie die Sonne
9. »Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne« (Mt17, 2). Die im Evangelium berichtete Szene von der Verklärung Christi, in der die drei Apostel Petrus, Jakobus und Johannes wie verzückt von der Schönheit des Erlösers erscheinen, kann zu einem Bild christlicher Kontemplation erhoben werden.
Es bleibt der Auftrag eines jeden Jüngers Christi, und somit auch unser Auftrag, die Augen auf das Antlitz Christi gerichtet zu halten und darin das Geheimnis des gewöhnlichen und schmerzlichen Weges seiner Menschheit zu erkennen, bis hin zum Begreifen des göttlichen Glanzes, der sich endgültig im Auferstandenen, der zur Rechten des Vaters verherrlicht ist, kundtut.
Im Betrachten dieses Angesichtes öffnen wir uns, um das Geheimnis des dreifaltigen Lebens in uns aufzunehmen und um stets aufs Neue die Liebe des Vaters zu erfahren und die Freude des Heiligen Geistes zu verkosten.
So verwirklicht sich auch für uns das Wort des heiligen Paulus: »Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn« (2Kor 3, 18).
…
17. Der Rosenkranz stellt ebenso einen Weg der Verkündigung und der Vertiefung dar, auf dem sich das Christusgeheimnis unaufhörlich auf den verschiedenen Ebenen der christlichen Erfahrung vergegenwärtigt.
…
18. … Der Rosenkranz ist einer der traditionellen Wege des christlichen Gebetes, das sich der Betrachtung des Antlitzes Christi widmet.
Papst Paul VI. beschrieb ihn so: »Als biblisches Gebet, in dessen Mitte das Geheimnis der erlösenden Menschwerdung steht, ist der Rosenkranz ganz klar auf Christus hin ausgerichtet. Auch sein charakteristischstes Element, die litaneiartige Wiederholung des ,,Gegrüßet seist du, Maria“, wird zu einem unaufhörlichen Lobpreis Christi, um den es eigentlich bei der Verkündigung des Engels und dem Gruß der Mutter des Täufers geht: ,,Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes“ (Lk 1, 42).
Wir möchten noch mehr sagen: die Wiederholung des Ave Maria ist der tragende Grund, auf dem sich die Betrachtung der Geheimnisse entfaltet.
Jener Jesus, den jedes Ave Maria erwähnt, ist derselbe, den die Folge der einzelnen Geheimnisse uns vorstellt: Sohn Gottes und der Jungfrau …« .
Hervorhebung durch die Autoren
Wir stellen in jedem Ave Maria uns selbst und alle, die uns verbunden sind, für die wir beten, die unserem Gebet anempfohlen sind, … die ganze Welt in den Gnadenstrom der Erlösung, die in den heiligen Worten des Engels bei der Verkündigung jene heilige Pforte öffneten, durch die Gottes Sohn Mensch werden wollte.
Besonders die Kleinsten und die Mütter guter Hoffnung mögen im Lichtglanz des Ave und seiner heilsgeschichtlichen Gnadenfülle Schutz, Kraft, Freude, Gehorsam Gottes Gebot gegenüber, Hilfe und Rettung erfahren.
Gegrüßet seist Du Maria
Gegrüßet seist Du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit Dir.Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.Ave, Maria,
gratia plena,
Dominus tecum;
benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui, Jesus.Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus,
nunc et in hora mortis nostrae. Amen.
Mit diesen Impulsen laden wir in diesen “33 Tagen für das Leben” ein, den “Babyrosenkranz” zu beten, dasGebet zu den Heiligen Engeln, das Veni Sancte Spiritus (f.d. Ungeborenen), oder auch den unersetzlichen Rosenkranz, das Vaterunser oder andere Gebete, mit denen wir vor Gottes Angesicht um Erbarmen und um die Fülle der Erlösungsgnade und um Heil flehen wollen.
Gott segne Sie!
Im Gebet verbunden – Ihr ProMinimis-Redaktionsteam